Porsche kehrt zurück zur Rallye

Ist das der Beginn einer wunderbaren Rückkehr? Nach einer Jahrzehnte langen Pause hat Porsche erstmals wieder ein Straßenfahrzeug für den Rallye-Einsatz verändert. Den ersten Probeeinsatz hat der Cayman GT4 Clubman bereits hinter sich. In den erfahrenen Händen von Werkspilot Romain Dumas bretterte der Porsche als Vorausfahrzeug bei der Rallye Deutschland über die Piste.


Allzu große Umbauten waren gar nicht erst erforderlich, um den mittelmotorigen Straßensportler Rallye-tauglich zu machen. Der sechszylindrige Boxermotor kommt mit seinen 3,8 Liter Hubraum auf 385 PS, die durch das Doppelkupplungsgetriebe direkt auf die Hinterräder geleitet werden.


Ein durchgehender Unterbodenschutz macht den Rallye-Cayman auch auf rauer Strecke geländetauglich. Ein energieabsorbierendes Material in den Türen ist den World Rallye Cars abgeguckt. Ein Überrollkäfig, eine Lufthutze auf dem Dach und für die Motorhaube ein Schweinwerferbalken und schon ist aus dem Straßenwagen ein Rennauto geworden.


Inwieweit aus dem Testfahrzeug ein Serienmodell wird, hängt auch von den Reaktionen aus der Rallyeszene und dem Käuferinteresse ab.


In den vergangenen Jahren hat allein die Rallye Deutschland Jahr für Jahr mehr als 200.000 Zuschauer zu den Pisten gelockt. Seit 2002 ist sie einer der Läufe die FIA Rallye-Weltmeisterschaft. Offizieller Start- und Endpunkt ist Trier.


Den Sieg fuhr diesmal zum zweiten Mal in Folge der Este Ott Tänak ein. 226.000 Fans jubelten ihm zu, als er in seinem Toyota Yaris WRC die Ziellinie überquerte. 39,6 Sekunden später folgte WM-Spitzenreiter Thierry Neuville aus Belgien im Hyundai I20 Coupe WRC. Der amtierende Weltmeister Sebastien Ogier aus Frankreich kam in seinem Ford Fiesta auf Platz vier. Lokalmatador Marijan Griebel kam mit seinem Citroen DS3 WRC auf einen beachtlichen achten Platz und wurde mit den ersten Weltmeisterschaftspunkten seiner Karriere belohnt. Laut Betway sind Neuville und Ogier auch die Favoriten auf den Gesamttitel der Rallye-Weltmeisterschaft. Neuville hat derzeit 172 Punkte und damit 23 Punkte mehr als der amtierende Champion. Tänak ist dicht auf, mit 136 Punkten. Allerdings kann sich durch den am Sonntag endenden Lauf in der Türkei sowie den Läufen in Grobritannien, Spanien und Australien noch vieles ändern.


Den Porsche GT4 Cayman werden die Fans dort allerdings als Vorausfahrzeug nicht zu sehen bekommen. Dafür erregte er bei der Rallye Deutschland umso mehr Aufmerksamkeit – schließlich hat Porsche mit dem 911 und dem 959 eine illustre Rallye-Geschichte hinter sich. Auch für eine Kleinserie des Testwagens für den Rallye-Ensatz, wie sie derzeit überlegt wird, gibt es dort Beispiele. Das letzte Mal war das 1984 mit einer Sportversion des Porsche 911 SC der Fall, die speziell für Rallyestrecken umgerüstet wurde. Verwendet wurden dafür Teile aus verschiedenen Modellen. Bremsen, Fahrwerk, Karosse und Räder wurden vom Porsche Turbo entliehen. Der Drei-Liter-Motor bekam eine eigentlich schon veraltete Kugelfischer-Einspritzanlage, Zylinderköpfe aus dem Porsche 935 sowie veränderte Nockenwellen und geschmiedete Kolben. Das Ergebnis der Mühe: Saeed al Hajri gewann 1984 die über brutale 6000 Kilometer ausgetragene Qatar-Rallye und damit die Middle-East-Meisterschaft.


Den ersten großen Auftritt im Rallyesport hatte der Porsche 911 im Jahr 1965. Bei der Rallye Monte Carlo kamen Herbert Linge und Peter Falk in einem nur geringfügig vom Serienmodell abweichenden Wagen überraschend auf Platz fünf. Der rote 911 mit der Startnummer 147 begründete damit eine lange Erfolgsserie. Drei Mal in Folge holte sich Porsche ab 1968 den Gesamtsieg. Den letzten Titel fuhren sie 1978 ein, ehe allradgetriebene Fahrzeuge den Wettbewerb zu ihren Gunsten veränderten.


Lange vor der Rallye schrieb Porsche auch auf den asphaltierten Rennstrecken der Welt Geschichte. Schon 1951 ging als erster Porsche der 356 in Le Mans an den Start und holte einen Klassensieg. Seitdem ist Porsche eine Institution in dem legendären Rennen. Im 24-Stunden-Rennen von Le Mans holten Hans Hermann und Richard Atwood 1970 den ersten Sieg für das Team. 19 Gesamtsiege hat Porsche auf der weltberühmten französischen Strecke inzwischen geholt, davon allein drei Mal hintereinander 2015, 2016 und 2017.


Das 24-Stunden-Rennen, das seit 86 Jahren ausgetragen wird, fordert Fahrern alles ab. 13,6 Kilometer ist die Rennstrecke lang, davon sind zwei Drittel Landstraßen mit Spurrillen. Auf der sechs Kilometer langen Geraden werden Geschwindigkeiten bis zu 340 Km/h erreicht, nur um blitzschnell in den Haarnadelkurven auf 60 Stundenkilometer reduziert zu werden. In diesem Jahr war Porsche in der Topklasse an der Sarthe nicht mehr dabei, aber der Rennstrecke verbunden bleibt die Marke, und wenn es nur durch die Bereitstellung von Safety-Cars ist.


Untrennbar mit dem Namen Porsche ist in Sachen Rallye der legendäre Walter Röhrl verbunden. Fast jede erfolgreiche Marke hatte sich ihn zumindest vorübergehend verpflichtet, und die Zuffenhausener machten keine Ausnahme. 1981 holte Röhrl mit dem Porsche 924 GTS und 911 die Deutsche Rallye-Meisterschaft. 1992 fuhr er im Porsche Turbo bei der IMSA Supercar Championship auf den ersten Platz. Seit 1993 ist Walter Röhrl zudem Porsche-Repräsentant und Werksfahrer, Testfahrer für Porsche-Neuentwicklungen, und er geht in historischen Rallyes für das Team an den Start. Wie viel Einfluss er auf den Umbau des Cayman GT4 Clubsport hatte, ist nicht bekannt, aber es sieht nach einer spannenden Zukunft für die Fans aus.


Bild: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

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