Rund zehn Jahre lang hat Wolfgang Lübbers im Blog des PFF mit viel positiver Resonanz seine kurzweiligen Geschichten veröffentlicht. Jetzt erscheinen die insgesamt 64 Kurzgeschichten, versehen mit vielen Bildern von Ausfahrten, Begegnungen und Events, die der Porsche Stammtisch Münsterland teilweise selbst initiiert hat, zusammengefasst als Buch im IVD-Verlag in Ibbenbüren.
Lübbers beschreibt die ‚schnelle Welt’ des Porschefahrers, das Sucht erzeugende Feeling dieses Autos, verblüffende Begebenheiten und sehr anschaulich die Restaurierungs. – u. Erbrobungsphase seines 356er. Er lässt uns teilhaben an seinem ersten Motorcrash (Mein Montagsauto), den zahlreichen Erlebnissen als Jugendlicher (Der Scheunenfund), an seinen Erfahrungen als Cabriofahrer (Wie ich einmal mit dem Cabrio einen Tannenbaum kaufte) und führt uns in die Gedanken Einsteins ein (Alles Gute zum Geburtstag). Er beschreibt humorvoll den richtigen Weg zum idealen Porschefan und Porschefahrer (Der beschwerliche Weg zum Porschefahrer) und philosophiert über die ‚Zeit’.
Spannend, humorvoll und unterhaltsam, aber auch nachdenkenswert und informativ wird der Leser in die doch etwas andere Welt eines Porschefahrers eingeführt. Ein lesenswertes Buch, dessen 230 Seiten keine Langeweile aufkommen lassen. Ein Buch, wie es nur ein durch und durch vom Porschevirus infizierter Fan schreiben kann.
Das alles ergibt eine klare Empfehlung vom PFF! Viel Spaß beim Lesen und Verschenken.
Für das PFF gibt es an dieser Stelle eine Kurzgeschichte aus dem Buch. Wer die 63 anderen Geschichten lesen möchte, dem sei das Buch empfohlen.
QuoteDisplay MoreDie gute Tat
Abends gegen 22 Uhr. Ich fahre gemütlich nach Hause, habe keine Eile, denn der Sport am Dienstagabend hat mich mal wieder ziemlich geschafft. An der ersten Ampel hält ein etwa Mittvierziger mit seinem etwas betagten Opel Kombi neben mir. Er blickt zu mir herüber und ich merke, wie er versucht, mir etwas mitzuteilen. Meine rechte Scheibe fährt herunter und etwas schüchtern sagt er zu mir: „Was haben Sie für ein schönes Auto, ich möchte so gerne auch einmal Porsche fahren.“ Etwas verblüfft rufe ich zu ihm rüber, das wir das gerne einmal machen könnten. Hinter mir wird ungeduldig gehupt, die Ampel steht auf Grün. Gerade noch kann ich ihm andeuten, dass er da an der Ecke gegenüber warten soll, weil ich auf der Linksabbiegerspur stehe. Eine Minute später stehe ich hinter ihm und sehe, wie er glänzende Augen bekommt. „Das glaube ich jetzt nicht“, sagt er zu mir und hält mir seine Hand entgegen. „Doch, doch, wir können das gerne jetzt einmal machen, ein wenig Zeit habe ich wohl noch.“ Mit zitternder Hand öffnet er die Beifahrertür, setzt sich und ist etwas erschrocken über die tiefe Sitzposition.
Der Motor springt an. Ich öffne das Verdeck und los geht’s. Er ist sprachlos geworden, hatte wohl an alles gedacht, aber nicht daran, heute Abend noch in einem Porsche sitzen zu dürfen. „Meine Güte, was geht der ab“, höre ich ihn sagen. „Was ist das für ein tolles Auto“, wiederholt er noch einmal und sagt: „Das glaubt mir keiner, was jetzt gerade passiert.“ Kurzerhand wird sein Handy zum Beweis genutzt. Ich höre, wie er irgendjemandem mitteilt: „Was glaubst du, worin ich gerade sitze?“ Man spürt förmlich die ungläubige Reaktion auf der Gegenseite. „Hör mal!“, ruft er ins Telefon und hält das Gerät in die Luft. „Ich erzähle dir das später“, sagt er und das Telefon verschwindet wieder in der Hosentasche. Jetzt muss ich Rechenschaft ablegen, wie schnell, wie viel PS, wie alt, wie teuer, wie ... Ich beantworte alle Fragen und merke, wie sich sein Blick immer mehr trübt. „So etwas werde ich mir NIE leisten können.“
Inzwischen sind wir wieder an seinem Auto angekommen. Er hat einen roten Kopf bekommen und ist völlig aus dem Häuschen. „Vielen, vielen Dank, ich kann es immer
noch nicht glauben, dass Sie mich einfach so mitgenommen haben.“ Er bedankt sich noch einmal ganz herzlich und knarzend öffnet sich die Tür seines betagten Opels. Ich winke ihm noch einmal zu und bin wieder auf dem Weg. Ein wenig wundere ich mich selbst über meine spontane Reaktion und vor allem über seine sicher nicht alltägliche Bitte. Ich spüre ein wenig Genugtuung und Freude darüber, einen Menschen glücklich gemacht zu haben. Er wird die nächsten Tage etwas zu erzählen haben, womit sicher so schnell niemand anderes aufwarten kann. Ein wenig Scham macht sich bei mir breit. Warum ist es nicht jedem vergönnt, so ein Auto fahren zu dürfen?
Der tägliche Trott hat mir mein Auto ein wenig zum täglichen Gebrauchsgegenstand degradiert, aber jetzt wird mir wieder bewusst, welche Wirkung dieses Auto nach außen hat. Der alte Pfadfinderspruch „jeden Tag eine gute Tat“ hat sich heute bewahrheitet und hat einen oder auch zwei glückliche Menschen hinterlassen. Gut so, wenn es solche Tage gibt.
Bild: Wolfgang Lübbers
Hinweis:
Das Buch kommt voraussichtlich am 10.12.18 auf den Markt. Bestellbar ist es entweder direkt über Wolfgang Lübbers (wlstwe25@aol.com) oder im Buchhandel unter der ISBN Nr. 978-3-941607-40-8
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