Nach 27 Jahren Porsche 928 und dem Verkauf meines SE ist nun auch für mich die Zeit gekommen, in das italienische Lager zu wechseln.
Ich tue dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wobei mir die menschlichen Veränderungen in der Community den Wechsel leicht gemacht haben - zuviel Geschäftemacher und Glücksritter haben mir zunehmend die Freude am Fahren verdorben, zumal es nur noch wenige Werkstätten gibt, die sich wirklich mit dem Fahrzeug auskennen und viele Teile bald nicht mehr bzw. nur noch zu überhöhten Preisen verfügbar sind. Wenn ich schon fast 1000.- für eine Wasserpumpe bezahlen soll, dann tue ich dies doch lieber bei der Marke mit dem 'L', wo der Stier sogar noch zwecks Inspektion Zuhause abgeholt wird und man sich nicht bei ebay um ein paar verrostete Teile schlägt, die dort als gut erhalten verkauft werden, obwohl der Vorbesitzer diese ja nicht ohne Grund gegen neue ausgetauscht hat.
Porsche, und damit meine ich den alten Professor und die Familie, wird mir stets in guter Erinnerung bleiben - als ein Relikt aus einer Zeit, in der Made in Germany noch etwas galt und die Fahrer dieser Autos technikaffine Enthuisiasten waren und nicht Poser. Auch behalte ich viele - oder in Facebook-Sammelzeiten sollte ich wohl eher sagen: wenige - gute Freunde aus der Community in meinem Herzen. Mir bleibt nur zu wünschen, dass diese weiterhin ihre ganze Kraft für dieses schöne Auto aufwenden, damit es nicht vollends zur Goldgrube für zwielichtige Geschäftemacher verkommt. Ja, es gibt sie noch, die Menschen, die all ihre Liebe diesem schönen Auto widmen. Und gleich, ob es der letze, hart erarbeitete Cent, die Zeit, die sie ihrer knappen Freizeit und der Familie abzwacken, oder das wohlverdiente Salär ist - man muss diesen Menschen dankbar sein, dass sie mit unerbittlicher Kraft ihr Fähnchen in Memorial an eine glorreiche Vergangenheit in der Autos mehr waren als blosse Fortbewegungsmittel oder Einweg-Phallus-Substitute, anstatt nur in den Wind zu drehen auch hochzuhalten.
Mir scheint, es ist der letzte Aufschrei im Todeskampf einer Gesellschaft, die drauf und dran ist, ihre Menschlichkeit dranzugeben im Dienste des allmächtigen Überlebenskampfes, bei dem es nur noch darum geht, wer hier und jetzt dem Anderen ein Stück von seinem Glück abluchsen kann. Eine Welt, in der ein Jeder den Preis von Allem kennt, aber den Wert von Nichts. Der Umgang mit unseren Autos mag hier auch die Einstellung zum Leben eo ipso symbolisieren: Statt achten und bewahren wird heute benutzt und verkonsumiert - was oder wer nicht mehr der Selbsterhöhung dient, wird bestenfalls entsorgt oder, schlimmer noch, in Teilen gewinnbringend bei ebay verschachert. Der Trend geht zum Car-Sharing - was genaugenommen weniger dem Teilen, als mehr einer Nutzung ohne Verpflichtung gleich kommt - dieselben Tendenzen spiegeln sich auch in den menschlichen Beziehungen. Freunde und Partner werden benutzt, solange man sie für die Unterhaltung des eigenen Narzissmus benötigt. Narziss ist einst während seiner autoerotischen Betrachtung seines Spiegelbildes ins Wasser gefallen - bleibt abzuwarten, ob unser Kind im Brunnen liegen bleibt oder ob wir es mit dem Bade ausschütten...
Wie auch immer - ich wünsche mir, dass ich ab und an noch einen 928 auf der Strasse erblicke - und wenn er dann von einem echten Liebhaber bewegt wird, dann werde ich leise Lächeln und mich zurückerinnern an all die vielen schönen Stunden und die Begegnungen mit angenehmen Menschen. Und ihm von ganzen Herzen Glück wünschen, dass er im Haifischbecken der Ökonomie nicht von Parasiten aufgezehrt wird...
In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt lieber Shark!