Nachdem mein Ferrari Händler mir angeboten hat, 296 GTB mal zu fahren, hab ich natürlich nicht „nein“ gesagt, insbesondere der neue V6 Motor mit Hybrid hat mich gereizt. Bin zwar kein Hybrid Freund, aber man muss auch selbst mal testen. Besonders hat mich interessiert, wie das Auto noch geht mit leerer Batterie.
Zunächst mal mit voller Batterie auf die Autobahn, mehrere Messungen 100–200 gemacht nacheinander, waren gut, die Systemleistung von 830 PS ( darf man nur bedingt additiv sehen) ist zumindest da. Sehr gute 4.5 s – 4.7 s rund 10 x nacheinander reproduzierbar und stabil. Als nächstes Akku leergefahren im eDrive Mode mehrere Messungen gemacht 0-100 nacheinander, da geht Akku schnell in die Knie, immerhin 9.5 s 0–100 oder 4.6 s 0–60 reicht ja in der Stadt, Auto ist für einen Ferrari im E– Mode vollkommen lautlos im Innenraum, da muss man sich erst kurz daran gewöhnen, gerade in einem Ferrari. Nach paar Messungen 0–100 im E– Mode war Batterie so leer, dass Reichweite 0 km. Danach sogleich auf die Autobahn, was der V6 ohne E– Unterstützung kann, doch noch gute Werte:
Bei um 10 Messungen nacheinander waren die Werte zwischen 5.0 s und 5.2 s bei 100–200. Besser als erwartet. Power hat der V6 , die 663 PS sind ohne Frage da. Ein Blick in den KFZ Schein zeigt was aus Trockengewicht 1470 kg letztendlich zur Realität wird: 1660 kg leer, aber nur mit Carbonfelgen und Assetto Fiorano Carbon Paket, der silberene Vorführer – „silber“ passt eigentlich überhaupt nicht zu dem Auto– hatte das alles, kostet wie im Bild um 335 k .
Satz Carbonfelgen schon schlappe 20 k.
Vor dem Hintergrund des hohen Gewichts sind die Fahrleistungen top, auch wenn Akku keine Restreichweite mehr anzeigt.
Der 120 Grad V6 Motor ist ein Sahnestück des Motorenbaues, das kann Ferrari. Schöner sonorer Sound trotz OPF mit Anklang an die V12. Beim Sounddesign hat Ferrari alle Register gezogen mit patentierter „ hot tube“ Technik, auch aus dem Abgasstrom wird akustische Energie in den Innenraum geleitet. Es ist insofern gut gemacht, weil der Soundeindruck im Innenraum authentisch wirkt.
F8 hat mehr gelitten unter OPF, der V6 klingt für mich schön seidig, aber prägnant, satt, aber auch nicht nervig aufdringlich. Gut gemacht.
Der 3 l V6 ist der beste Turbomotor, den ich bisher gefahren bin, zieht auch aus 1500 U/min ohne E–Unterstützung bissig an, hat keinen ausgeprägten Turbobumms, legt ab 6000 U/min gewaltig zu wie die früheren V8 Sauger und dreht leichtfüßig zum Begrenzer bei 8500 U/min, überraschend auch der recht seidenweiche Lauf, trotz der beim V6 herrschenden Massenkräfte 2. Ordnung.
McLaren hat Ausgleichswelle beim Artura V6, Ferrari verzichtet darauf, da das die rotatorischen Trägheitsmomente erhöht und innere Reibung im Motor. Stattdessen hat man Gegengewichte Kurbelwelle angepasst und hydraulische Motorlager sollen auch nochmal Schwingungen auf Karosserie unterbinden.
Insgesamt ist der neue V6 positive Überraschung. Meinen V8 vom 488 hab ich gar nicht vermisst bei Testfahrt.
Der E– Motor sitzt zwischen Motor und Getriebe, relativ flacher Motor wie im Bild zu sehen.
Auch mit voller Batterie konnte ich die 3.0 s 0–100 nicht knacken mit Michelin Supersport, mit warmen Cup2 R eher. Messbedingungen für Beschleunigungszeiten war 20–22 Grad Außentemperatur und warmer Asphalt, also recht gut.
3.2 s 0–100 Bestzeit, zu viel Schlupf. Kenn ich schon vom 488.
Vom Fahren selbst erinnert viel an 488 oder F8 , vielleicht durch 50 mm kürzeren Radstand ist 296 GTB Tick agiler, Lenkung vielleicht Tick besser geworden, Vorderachsgrip auch, aber letztendlich auch nur marginale Verbesserungen, subjektiv
liegt das Fahrgefühl nah beim 488, Sitzposition etwas besser, Innenraum etwas kompakter, aber halt auch enorm breites Auto. Vergleich zu meinem 992 GT3 ist da fehl am Platz, auch andere Zielgruppe.
Wer 488 oder F8 hat, sollte den behalten, zumindest ist 296 GTB da kein wesentliches Upgrade. Die Hybridtechnik ist sowieso fragwürdig für einen Ferrari, im Hybrid Mode schaltet sich der Verbrenner immer an und aus, je wie man das Gaspedal streichelt, dann lieber E– Mode und am besten „Race“, „Qualifying“ gibt es auch noch für maximale E– Power , auf 2–3 Runden GP Hockenheim dürfte Akku schnell am Ende sein. Im Race Mode wird mehr E– Energie rekuperiert. Paar Autobahnduelle sollte Akku überstehen.
Im Alltag funktioniert die E– Power als Booster schon hinreichend gut. Auf Track sicherlich weniger, das hohe Gewicht vom 296 GTB ist natürlich auch kontraproduktiv.
Letztendlich mußte Ferrari viel Technik auffahren für in der Praxis nur wenig spürbare Benzineinsparung.
Das Retro Design ist nicht so meine Sache vom 296 GTB , Ferrari typisch viel Luft im Radhaus und Räder weit innen. Die Racingsitze „L Size“ mit 4 Punkt Gurten sind ok, aber nicht so gut wie meine Sportschalen im 992 GT3 . Bedienung „alles über das Lenkrad“
erfordert zumindest Eingewöhnungszeit.
Auto aber insgesamt gut, gerade der bissige V6 Motor mit sagenhaften 2.0 bar Ladedruck (Peak) und kein subjektiv spürbares Turboloch.
Kaufen würde ich so ein Auto nicht, wahnsinnig viel besser als ein 488/F8 kann das Auto auch nicht, ist deutlich schwerer und das Design kommt nicht an die zeitlose Eleganz eines 488 heran.