Alfa Stelvio

  • Hallo,


    meinen Familienwagen -einen Wrangler- möchte ich evtl. verkaufen und überlege mir stattdessen einen SUV mittlerer Größe zulegen, am liebsten als Benziner, da überschaubare Fahrleistung.

    Restriktion natürlich wie so oft das liebe Geld, mehr als 40 TEUR eigentlich eher nein. Damit fiele der Macan leider raus.


    Meine eigentliche Frage, hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit einem Alfa Stelvio gesammelt?


    Der würde in meinen gesetzten Preisrahmen passen. Optisch finde ich ihn sehr ansprechend, die Tests lesen sich eigentlich auch gut, nur habe ich letztens einen auf der A3 gesehen, der ist in der Baustelle liegengeblieben, obwohl ich eigentlich nicht dem Klischee glauben möchte „typisch Italiener“.

    Vor sehr vielen Jahren hatte ich einen Alfa 147 als Firmenwagen als er gerade neu herauskam, 3 Jahre lang und ca. 80 tkm. Das Fahrzeug war zuverlässig und sehr gut verarbeitet, obwohl ich ihn strapaziert hatte. An dem hatte ich wirklich Spaß.

    Wertverlust ist wahrscheinlich ein Thema beim Alfa. Ein Stelvio für ca. 40 TEUR oder einen gebrauchten Macan für ca. 55 TEUR tun sich in der Beziehung wahrscheinlich nicht viel vom Unterhalt, außer das ich mehr Kapital ans Auto binde.

    Optisch hauen mich sonst die SUV anderer Hersteller nicht so aus den Schuhen.


    Viele Grüße,

    Silversurfer997

    Einmal editiert, zuletzt von Macan911 ()

  • Guten Morgen,


    als letztes Jahr das Thema Fahrverbote in unserem schönen Mainhatten aufkam und ich als Euro-5-Fahrer leider betroffen sein werde, habe ich mir intensiv über ein Ersatz-SUV Gedanken gemacht. Auch ich kam zum Stelvio und bin sowohl den 280PS 2.0T als auch den QV mit der 2.9 V6T-Maschine und 510PS gefahren. Der Vergleich war dankenswerterweise annähernd direkt möglich (mit einem Tag dazwischen), daher konnte ich sehr gut vergleichen. Ich beschränke mich allerdings hier aufs Fahren, Platzverhältnisse, Praktikabilität etc. kann man denke ich eher im langfristigen Erfahrungsbereich sinnvoll bewerten, was ich aber nicht zur Verfügung hatte. Bedienung und Qualität sind völlig in Ordnung.


    In Sachen Agilität sucht der Stelvio seines Gleichen. Gerade die Lenkung ist unfassbar direkt und schnell. Im 2.0T klappt das Einlenken sogar noch leichtfüßiger als im QV, wohl durch das Mindergewicht auf der Vorderachse. Die erreichbaren Geschwindigkeiten auf engen Landstraßen sind bei beiden Varianten beeindruckend. Das Auto macht einfach unfassbar Bock. Während die Höhe der Sitzposition durchaus SUV-Gefühl vermittelt, tragen geringe Rollneigung und allgemein straffes Fahrgefühl dazu bei, sich in einem kompakteren Auto zu befinden.


    Zu den Motoren: Der QV ist durchaus sehr flott, ließ jedoch nicht das Gefühl der Übermotorisierung aufkommen. Klanglich schön ist der Sound, aber für ein Auto dieser Klasse sehr dezent. Ein GLC AMG, egal ob 63 oder 43, ist hier deutlich klangstärker. Das kann man aber mit einem Auspuff lösen, sofern gewünscht. Das Getriebe beim QV im manuellen Modus nervte etwas durch pseudo-sportliche Ruck-Schaltvorgänge, die im vollautomatischen Modus erheblich sanfter und besser gelöst waren. Ggf. hat sich das softwaremäßig aber schon anders ergeben, denn es ist nach meinem Dafürhalten ausschließlich ein einprogramiertes, ansich gewünschtes Verhalten, das mir aber nicht so passte.


    Der 2.0T mit 280PS, den ich vor dem 2.9 V6T gefahren bin, wirkt im direkten Vergleich mit meinem dicken 3.0L Diesel (620NM) erstmal ein bisschen blutleer. Hat man sich daran gewöhnt, die Drehzahlen benzinergerecht eher in die Mitte (und, wenns pressiert, nach oben) zu verlegen, wird man durchaus mit zügigem Vorankommen belohnt. Der Unterschied, zumindest im Bereich von 0 bis kostenmäßig vertretbare Landstraßentempi, ist bei weitem nicht so krass zum QV, wie die Zahlen 280 PS vs. 510 PS suggerieren mögen. Auf der BAB sieht das natürlich etwas anders aus.


    Dennoch würde ich mich trotz Liebe zur Leistung als Alltags-Allround-Auto für den 2.0T 280PS entscheiden. Hierzu gibt das Einlenkverhalten den Impuls, aber auch die Tatsache, dass der Verbrauch des QV erheblich über dem 2.0T liegt. Auch ist vorteilhaft, dass man für den 2.0T eine Anhängerkupplung bekommen kann, was beim QV - zumindest damals - aufgrund der Auspuffanlage nicht möglich war. Auch empfand ich erstaunlicherweise die Sitze des 2.0T besser als die im QV. Der 2.0T war, wenn ich mich recht entsinne, ein Fahrzeug in der Lusso-Ausstattung.


    Wenn wir über Nachteile sprechen, so wäre das für mich die ab Werk nicht erhältliche Standheizung (beim 2.0T aber m.E. nachrüstbar) und das fehlende Head-Up-Display. Eine Sänfte darf man zudem nicht unbedingt erwarten, ohne das er übertrieben straff wäre. Aber wenn Du vom Wrangler kommst, erwartest Du auch sicher keine Butter-Federung. In beiden Fahrzeugen habe ich das Fahrwerk stets auf Komfort gelassen, auch bei ambitionierter Fahrweise auf der Landstraße. Der Sportmodus macht ggf. auf der BAB bei hohen Geschwindigkeiten oder/und auf dem Track Sinn, sonst - zumindest für mich - nicht.


    Ansonsten ist das Auto nach meinem Empfinden wirklich rund und ein Preis-/Leistungsmäßig sehr überzeugendes Angebot. Wenn ich mich für ihn entschieden hätte, wäre ich allerdings in jedem Falle zu Pogea Racing gefahren und hätte, standfest, nebst TÜV und Garantie, bei beiden Versionen ein Chiptuning machen lassen. Dies weniger bzgl. Leistung, sondern mehr zur Optimierung des Drehmomentverlaufs. Die Firma liefert klasse Arbeit ab und ist erste Wahl in Sachen Optimierung für Alfa. https://www.pogea-racing.com


    Wenn Du im Gebrauchtbereich kaufst, empfehle ich ganz klar ein Fahrzeug so jung wie möglich. Alfa hat kontinuierliche Verbesserungen in die Fahrzeuge einfließen lassen, d.h. je jünger desto besser ist die Qualität, auch im Bezug auf Infotainment. Erschöpfende Infos zum Stelvio findest Du auch im Motor Talk Forum, da würde ich einen Blick riskieren. Viele hier zu findende Probleme sind durch kontinuierliche Überarbeitungen bereits ausgemerzt.


    Bei Fragen fragen :)


    Viele Grüße und einen schönen Sonntag!

    Im Alltag: 2019 Tesla Model 3 Performance
    Zum Spass: 2007 Porsche Boxster S 3.4

  • Der Stelvio ist ein tolles Auto. Im Vergleich zu den deutschen Premium-Produkten fehlen im aber einige Features (siehe Beitrag #2), was letztlich dazu führte, dass wir uns gegen einen Stelvio entschieden.


    Und dann ist da natürlich noch die Geschichte mit der Anhängerkupplung. Ein SUV ohne AHK ist kein SUV. Es geht ja nicht einmal nur um den Anhängerbetrieb sondern auch darum, dass viele Fahrradträger eine AHK erfordern.


    Obwohl ich grundsätzlich zum starken Motor tendiere, hätten wir uns nicht für den QV entschieden, da - siehe Beitrag #2 - das Einlenkverhalten mit dem schwereren Motor spürbar leidet.


    Was den Wertverlust anbelangt: Bei Neuwagen gibt es satt Rabatt. Oder aber man kauft einen jungen Gebrauchten - hier hat der Vorbesitzer den Abschreiber schon übernommen. Und - ein weiterer Verweis auf den Beitrag #2 - auf das Produktionsdatum (nicht zu verwechseln mit der Erstzulassung) achten.


    Zwar kenne ich die Preise in der Alfa-Werkstatt nicht - teurer als ein PZ können sie kaum sein...

  • wannahavefun: Einen expliziten Dank für die ausführliche Beschreibung an einem hoffentlich sonnig werdenden Sonntag.

    Umso mehr wundert es mich, dass man den Stelvio nicht häufiger im Straßenbild sieht. Auf der anderen Seite macht diese Tatsache ihn gerade etwas attraktiver als die Mitbewerber für mich.

    wiesel348: Danke ebenfalls. Anhängerkupplung hat sicher für die meisten einen praktischen Nutzen, mich stört sie ehrlich gesagt eher, v.a. bei einem so eleganten Auto wie der Alfa. Aber jede Jeck is anders :)


    Das mit dem Produktionszeitraum ist noch ein wertvoller Hinweis.

    Werkstattkosten....zumindest diese Werkstatt wo ich bin, ist kein „Schnäppchen“. Jeep und Alfa gehören ja zusammen und ich meine gelesen zu haben der Stelvio will jedes Jahr zur Inspektion.

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