Wir sind zielstrebig zu unserem langjährigen Trüffelverkäufer gegangen und waren erschrocken. Der Stand war leer . War der Hund entlaufen, verschnupft, entführt oder gar... wir wollten es uns nicht ausdenken. Er hatte immer die größten und schönsten Tuber. Also umher gelaufen und geschaut, was die Konkurrenz zu bieten hatte. Gut, dass die Preise wieder gefallen waren. Letztes Jahr kostete der weiße Trüffel noch 6000€ das Kilo, aktuell waren es "nur" 3000-4200€. Wir wurden an einem Stand fündig, der auch auf Nachfrage "ordentliche" weiße und schwarze Trüffel verkauft hat, keine Touristenware
der schwarze Trüffel lag so um die 500€ pro Kilo. Nachdem wir unsere Einkäufe (für uns und die Bestellungen zahlreicher Freunde/Bekannter/Restaurantbesitzer in der Heimat) erledigt hatten, wurden wir noch mit reichlich Haselnüssen und Steinpilzen beschenkt. Schnell noch Öl, Butter, Käse und Dolci kaufen und ab zu unserem Stammitaliener an der Kirche und Käsecreme mit Trüffel sowie Tajarine mit Trüffel verschlingen, dazu einen kalten jungen Roero Arneis und die Welt war mehr als in Ordnung. Wir Jungs saßen noch eine Weile, die Mädels gingen shoppen, nicht ohne meine Bessere darauf hinzuweisen, dass wir mit dem 991 Cabrio da sind
Nach einem schönen Nachmittag in der Tenuta wurden wir von einem Taxi abgeholt und nach Alba gefahren. Wir hatten einen Tisch im Ristorante LA ROSSA in der Via Don Giacomo Alberione, 12051 Alba bestellt. Der junge Koch hat es schon früh zu einem Michelin Stern gebracht. Man muss klingeln und sein "Passwort sagen", dann kommt man auch rein. Witziges Ambiente und tadelloses Servicepersonal.
Wir entschieden uns für das 8 Gänge Menü für den ganzen Tisch, nicht ohne vorher den Hinweis zu platzieren, dass 2 Gänge von 8 immer in die Hose gehen. Noch milde belächelt, wurden wir am Ende auf Grappa, Cognac, Cafe und Dolci eingeladen. Die Entenbrust war einfach nicht durch, trotz sous vide und mein Seeteufel wurde einfach vergessen zu braten und roh auf dem Teller angerichtet Egal, die Stimmung und die Weine waren hervorragend.
Am nächsten Morgen haben wir nach herrlich rustikalem Frühstück in einem anderen Weingut eingekauft (Karin und Roger waren im BMW Kombi unterwegs...)
und sind dann im Convoi nach Cernobbio gefahren. Wir hatten vorher im Il Gatto Nero in der Via Monte Santo 69 in 220012 Cernobbio reserviert. Ohne Reservierung geht da gar nix. Man fährt den Hang hoch, ganz enge Serpentinen und man kann nur vermuten, was für Schätze sich hinter den Mauern und Toren verbergen. Zwischendrin atemberaubende Blicke. Dann ist man auch nach ca. 8 Minuten angekommen. Der Patrone wartete schon auf uns am Eingang. Die Mädels durften aussteigen und wir sind hinter seinem Fiat 500L hinterher den Hang hoch. Wenn er meinte, er hätte einen Parkplatz für uns, hielt er an und wies uns an, uns in Parklücken am Hang zu zwängen, in die kein Panda passen würde. Am Ende stand ich neben einem 991 GT3 RS aus GR in weiß (einschließlich Rücklichtern). Der Patrone wies stolz darauf hin, dass das auch einer seiner Gäste sei. Wieder zurück und ran an den Tisch. Es waren viele ältere Männer mit ihren Töchtern dort zum Essen. Viele sprachen russisch. Auch wenn unsere Mädels geschworen haben, dass das keine Töchter waren, haben wir Jungs wie immer an das Gute im Mann geglaubt
Champagner Perrier Jouet zum Apero, dazu Leckeres vom Steinpilz. Als primi piatti Tagliolini mit Entenragout und dann das super leckere Cotoletta alla Milanese. Unsere Freunde haben sich einen Wolfsbarsch geteilt. Dann fing es an, richtig laut zu werden. Es fand der X.e Lauf zur Italienischen Speedboatmeisterschaft statt.
Hat uns aber nicht wirklich gestört, bei unserer schönen Begleitung, dem tollen Essen und der Aussicht. Als wir dann endgültig fertig waren, wurden wir wieder zu unseren Parkplätzen gefahren, haben unsere Mädels abgeholt, kurz gebetet, dass kein Zöllner fragt, ob wir Waren mit uns führen würden (den Trüffelgeruch habe ich bis heute noch nicht raus bekommen) und ab ging es nach Hause. Zum Abendessen gab es einfache Hausmannskost - Schweizer Biospiegeleier mit jeweils 10 Gramm weißen Trüffel . Wir haben es uns verdient, wie dieses herrliche, dekadente, genussreiche, die Sinne verwöhnende Wochenende im wunderschönen Piemont, mit seinen freundlichen Menschen und herausragendem Essen. Wer mehr wissen will, gerne per PN.
Ich hoffe, ich habe Euch neugierig gemacht und nicht gelangweilt.
Clemens