Mythos Porsche ... die Erfahrung der anderen Art

  • Schon seit ich klein war, konnte ich alle Modelle von Porsche fahren, leider meistens nur mitfahren. So hatte ich das Vergnügen auch alle Transaxlemodelle von der ersten Stunde her zu kennen. Den erste 928 in der Schweiz durfte ich bei einer sonntäglichen Ausfahrt geniessen.


    So bin ich über die Jahre alle möglichen Modelle dann auch selbst gefahren, doch ohne die Autos zu testen.


    Gestern hatte ich dann mal das Vergnügen, einen 911S von 1968 zu fahren, dessen Motor wahrscheinlich irgendwann mal etwas optimiert wurde. Die Vorstellung, ein 50 Jahre altes Auto zu bewegen war doch irgendwie speziell, 50 jährige Autos habe ich immer mit geschwungenen Kotflügeln und Zündungsverstellung am Lenkrad assoziiert ... Mann, die Zeit läuft!


    Der alte 911S ging richtig gut, der Motor drehte richtig schön hoch und beschleunigte beeindruckend. Doch Kurven sind definitiv nicht seine Sache und die Bremsen! Um eine Verzögerung einzuleiten muss man das Pedal treten wie ein Berserker, und dennoch ist die Verzögerung überschaubar.

    Es wäre doch mal interessant mit so einem Auto auf der Rennstrecke die Grenzen auszuloten. Meine Hochachtung gegenüber den Rennfahrern jener Zeit stieg durch diese Fahrt enorm! Von Fahrverhalten kann man aus heutiger Sicht kaum sprechen.


    Vergleicht man das dann mit einem G-Modell, dann merkt man erst, wie gross die Fortschritte damals wirklich waren. Kurven werden beherrschbarer und auch die Bremsen verdienen diese Bezeichnung. Setzt man sich dann in einen 964 fühlt man sich nochmals in eine andere Welt katapultiert.


    Ich frage mich, ob die ganzen gut erhaltenen F-Modelle tatsächlich gefahren werden oder ob sie fast nur noch abgedeckt irgendwo rumstehen und der Preissteigerung harren ...


    Greetz

    Nach 320'000 Spiegeleiern kann die Kantine nicht so schlecht gewesen sein!
    Harm Lagaay


    PS: Ich heisse nicht Greetz k:thinking:

  • Und ein 996 turboS Cabrio mit PCCBs ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.

    Die meisten F Targas werden gefahren, aber selten über 100 km/h.

  • Wie sich wohl der 50 Jahre alte 911 S damals gefahren hat als er neu war. Da mögen die Bremsen vielleicht etwas giftiger zugepackt haben und auch das Fahrwerk ist zwischenzeitlich etwas schwammiger geworden.

    Anders gesagt, neue Bremsen, Fahrwerk und aktuelle Reifen, natürlich in der Orginaldimension, und dann mal fahren.

    Wahre Worte sind selten schön und schöne Worte selten wahr

  • Wie er sich damals mit 1,5 Promille gefahren hat, werden wir auf öffentlichen Straßen nicht erleben können.

  • Nach dieser Fahrt mit dem 911S kann ich die Begeisterung für die Singer-Modelle umso mehr verstehen. Wenig Gewicht, die klassischen 911er-Formen und das in VErbindung mit deutlich modernerer Technik.

    Mein Favorit aus jener Zeit wäre aber dann doch der 356SC als Cabrio. Dort passt dann Leistung und Fahrverhalten zusammen und beim offen fahren erlebt man die Geschwindigkeit sehr intensiv.


    Greetz

    Nach 320'000 Spiegeleiern kann die Kantine nicht so schlecht gewesen sein!
    Harm Lagaay


    PS: Ich heisse nicht Greetz k:thinking:

  • Nach dieser Fahrt mit dem 911S kann ich die Begeisterung für die Singer-Modelle umso mehr verstehen. Wenig Gewicht, die klassischen 911er-Formen und das in VErbindung mit deutlich modernerer Technik.

    Womit wieder einmal bestätigt wäre dass sich Porsche mit dem aktuellen 992 auf einem Irrweg befindet. Der 11er sollte puristisch bleiben.

    Für die Limousinen Fahrer gibt es ja den Panamera und die SUV´s.


    Gruß Martin

    Wahre Worte sind selten schön und schöne Worte selten wahr

  • Ja und nein! Die Klientel der aktuellen Porsches schmückt sich gerne mit dem 911, die effektiven Fahrleistungen sind eher sekundär, es reicht zu wissen, dass es möglich wäre, vielleicht tritt man auf der Bahn mal kurz durch, damit man dann sagen kann die 300 gefahren zu sein.


    Das krasseste Beistpiel sind die RS Modelle der Reihen GT2 und GT3. In der theoretischen Tradition der Rennsportmodelle wurden die Modelle immer fetter und luxuriöser, da der normale GT2/3 nicht mehr reicht, es muss der RS sein, aber natürlich mit voller Hütte.


    Es gibt scheinbar nicht genügend Nachfrage nach einem puristischen Elfer mit 1000-1100kg, einer reinen Fahrmaschine ohne jeglichen Luxus, halt ein echtes Rennsportauto.


    Ich habe mich gekringelt als ich die Spezifikationen des letzten GT3 RS gesehen habe. Selbst mit dem Weissach-Paket und allen Spezialoptionen ist das Ding trotz grossflächigem Einsatz von CFK deutlich schwerer wie mein 996GT3 CS.

    Singer zeigt mit deren Modellen auf, was möglich wäre, wenngleich auch für bisweilen extrem viel Geld ($1.8Mio).


    Wenn Porsche selbst so was bauen würde, mit Grossserientechnologie, wäre es zwar auch unbezahlbar, aber ein echtes Statement.


    Greetz

    Nach 320'000 Spiegeleiern kann die Kantine nicht so schlecht gewesen sein!
    Harm Lagaay


    PS: Ich heisse nicht Greetz k:thinking:

    Einmal editiert, zuletzt von Pilot69 ()

  • ....zurück zur Ausgangsfrage:

    Nein, ich möchte mich nicht mit meinem 911 f aus 1970 schmücken, auch die Wertsteigerung nehme ich "billigend in Kauf"!! Habe meinen 911 F T Targa seit 8 Jahren und bin seitdem 45 000 km damit gefahren. der Porsche ist mein Alltagsauto im Sommer, es geht aber durchaus auch mal zu Urlaub in die in die Alpen (aus dem nördlichen Ruhrgebiet) oder Italien. Auf der Autobahn dürfen es durchaus auch schon mal 200 km/h nach Tacho sein. Habe viele Jahre Lancias und Alfas als Firmenwagen gefahren und finde im Vergleich das Fahrverhalten und besonders die Strassenlage des Porsches auch heute noch phänomenal. Auch die Bremsen finde ich vollkommen ausreichend, insbesondere bei vorausschauender Fahrweise. Hoffentlich fahren wir beide noch lange zusammen!

    Damit muß ich also der Theorie, dass alte 11er "abgedeckt und einer Wersteigerung harrend" stehen, aus meiner Sicht völlig widersprechen.


    Gruß


    Hans

    im Winter einen Volvo Duett aus 1967 als Alltagsfahrzeug fahrend

  • Gestern hatte ich dann mal das Vergnügen, einen 911S von 1968 zu fahren

    68er -- kurzer Radstand -- Vergaser-S-160PS oder


    Modelljahr 69 -- langer Radstand -- MFI-S-170PS ?????

    Der alte 911S ging richtig gut, der Motor drehte richtig schön hoch und beschleunigte beeindruckend.

    Ein Kunde von mir hat einen 2,0L S Targa 69er.

    Da passiert bis 4500 Touren absolut gar nix.

    Zügig fahren nur zwischen 5000 und bis Drehzahlbegrenzung....


    und die Bremsen! Um eine Verzögerung einzuleiten muss man das Pedal treten wie ein Berserker, und dennoch ist die Verzögerung überschaubar.

    Geht ja ohne BKV noch so bis 76.....

    Ich frage mich, ob die ganzen gut erhaltenen F-Modelle tatsächlich gefahren werden

    Rumstehchen.

    Es gibt scheinbar nicht genügend Nachfrage nach einem puristischen Elfer mit 1000-1100kg, einer reinen Fahrmaschine ohne jeglichen Luxus, halt ein echtes Rennsportauto.

    Um das hin zu kriegen:(alles das jetzt MUSS ersatzlos gestrichen sein):

    Radioanlage,

    Seitenaufprallschutz,

    Klima,

    SSD,

    el. Fensterheber,

    Servo,

    ABS,

    Teppich,

    Hutablage,


    und und und -- das ist komplett unmöglich geworden auf die Gewichte zu kommen -- das würde so vollkommen ohne Luxus keiner kaufen.


    Und nicht zuletzt Bremsscheiben die 400mm im Durchmesser haben, spucken dir in die Gewichtssuppe.


    Und selbstredend auch keine Infoscheinwelt und Multimaladia mehr.....



    Ich habe mich gekringelt als ich die Spezifikationen des letzten GT3 RS gesehen habe. Selbst mit dem Weissach-Paket und allen Spezialoptionen ist das Ding trotz grossflächigem Einsatz von CFK deutlich schwerer wie mein 996GT3 CS.

    Ich war lange Zeit Fan von einem E46 M3 -- bis ich vor ein par Wochen beim gockeln der technischen Daten zufällig auf das Gewicht geschaut habe -- sorry -- aber bis zu 1720kg? Dann sind auch 350PS lahm.

    Singer zeigt mit deren Modellen auf, was möglich wäre, wenngleich auch für bisweilen extrem viel Geld ($1.8Mio).

    Oder Ruf -- die bauen auch krasse Autos in dem Fahrwasser....

    ....zurück zur Ausgangsfrage:

    Nein, ich möchte mich nicht mit meinem 911 f aus 1970 schmücken, auch die Wertsteigerung nehme ich "billigend in Kauf"!! Habe meinen 911 F T Targa seit 8 Jahren und bin seitdem 45 000 km damit gefahren.

    Ich als Werkstattmeister einer Luftiwerkstatt kenne keinen, der mehr wie 15tkm in 10 Jahren geschafft hat.


    Und immer an die Diebstahlgefahr denken....

    Auf der Autobahn dürfen es durchaus auch schon mal 200 km/h nach Tacho sein.

    Mhm??? Da habe ich bei 160 keine Lust mehr weiter Gas zu geben.

    Ich kann es mir gar nicht vorstellen, mit 6x15 230 zu fahren. Das ist doch wie Rodeo reiten.

    Damit muß ich also der Theorie, dass alte 11er "abgedeckt und einer Wersteigerung harrend" stehen, aus meiner Sicht völlig widersprechen.

    Mhm?

    Kommt auch immer auf die Familiensitu an.


    Ein Kunde von mir kaufte einen 2,2L S um 2001 rum.

    Er fuhr damals einigermaßen viel damit.

    Dann kam eine Frau ins Spiel -- sah man den kaum noch.

    Als die Kinder kamen, hörte die Fahrerei nahezu komplett auf.

    Ich würde mal schätzen, das der die letzten 10 Jahre keine 2000km mehr geschafft hat.


    Lars

    Nur wenn du schwarze Striche vom Kurvenausgang bis zum nächsten Bremspunkt ziehen kannst, hast du wirklich genug Leistung(Mark Donohue).


    Im Alter wird man immer knackiger -- da knackt es und da knackt es...


    Sechs 964er bisher mit abgerissenen Dilas --- 14(!!!) Ventilfederbrüche bei den letzten 5 Motoren! 4:3:3:1:3


    Porsche 911 -- der Volkssportwagen...


    "Hoffnung -- ist immer ein Mangel an Information!"


    Wer restauriert -- verliert...

  • Guten Morgen,


    fahre einen 911 2,2T, Bj. 70 mit 125 PS. Obwohl "nur" 125 PS, fahre ich total gern mit dem Auto, weil er sehr zuverlässig ist und halt auch unter 1.000kg wiegt. Wenn er schön warm ist, drehe ich auch bis 5.500 und man ist für heutige Verhältnisse immer noch flott unterwegs. Komme im Schnitt auf ca. 2.500 - 3.000 km im Jahr.

    Bin auch S gefahren und meiner Meinung nach muß es kein S sein, um Fahrspaß und dieses spezielle Urelfer-Feeling zu haben.

    DIe mechanischen Geräusche, die schwergängige Lenkung, das etwas stuckernde und leicht teigige Fahrwerk, sowie der fehlende Bremskraftverstärker sind ein schöner "Urlaub" von heutigen Fahrzeugen. Nicht zu vergessen, die Sofasitze ohne Seitenhalt. Muß mich in schnell gefahrenen Kurven immer mit allen Extremitäten abstützen.

    Zudem kann man auch mit komplett runtergekurbelten Scheiben schnell fahren, da das Dreiecksfenster störende Verwirbelungen abhält.


    Wie Pilot69 schon sagte, wenn man sich vorstellt, daß mit den Autos in den 60ern und 70ern sehr erfolgreich Rennen gefahren wurden, kann man den "Mythos" schon gut nachvollziehen.

    Wer sich nur ansatzweise für alte Autos interessiert, sollte so ein Auto mal gefahren haben.


    Gruß


    Heinz