Elektroumbau 924S

  • von mindestens 20.000 € (reine Materialkosten) gehe ich auch aus.

    Ich nehme an, ihr nutzt das original Getriebe? Nutzt ihr auch die Transaxle weiter (d.h. Elektromaschine vorne) oder wäre da Platz vorhanden den E-motor direkt ans Getriebe anzuflanschen?

    EMV-Messung wollt ihr des "Lernens" willen machen, ist ja nicht vorgeschrieben, oder?

  • Leider kommt man mit 20.000 EUR kaum hin. Da gibt es so viele "Kleinigkeiten", die meisten meinen, dass Motor und Batterien reichen. Man braucht ein Ladegerät, einen DC-DC-Wandler, elektrische Heizung, Steuergerät, Hochvoltverkabelung und viele andere Kleinigkeiten. Elektroautoteile sind in den letzten zwei Jahren sehr teuer geworden, wenn man sie denn als Einzelabnehmer überhaupt noch bekommt.


    Die EMV-Messung wird vom lokalen TÜV hier gefordert. Sie steht explizit nicht in den Listen, die Forderung ist aber nicht ganz unberechtigt. Bei schlechter Abschirmung kann das E-Auto von alleine losfahren, wenn ein anderer Störer in der Nähe ist. Oder das umgebaute Elektroauto stört Steuergeräte anderer Fahrzeuge erheblich. Und in modernen Autos sind viele dieser Steuergeräte erheblich sicherheitsrelevant.


    Es kann sein, dass es Sachverständige gibt, die auf die EMV verzichten, wenn dann aber mal etwas passiert, steht der Prüfer privat in der Haftung. Das kann man wohl von niemandem erwarten.


    Und ja, wir haben den Motor an die Kupplungsglocke angeflanscht. Hinten am Getriebe ist es etwas knapp mit dem Platz, wenn man die Bodengruppe nicht massiv verändern will. Die Transaxlewelle hat nach unserer Einschätzung auch eine erheblichen positiven Effekt auf die Crash-Sicherheit, deshalb wollten wir da auch nicht dran.

    Seit 2.9.2015 Besitzer eines ursprünglich spanischen 924 S, der am 26.2.1987 gebaut und am 1.6.1989 erstmals in Spanien zugelassen wurde.

  • Elektroautoteile sind in den letzten zwei Jahren sehr teuer geworden, wenn man sie denn als Einzelabnehmer überhaupt noch bekommt.

    ich hätte jetzt erwartet, dass Komponenten billiger werden (von der Inflation mal abgesehen) ?:-(


    Die EMV-Messung wird vom lokalen TÜV hier gefordert. Sie steht explizit nicht in den Listen,

    sind denn die Anforderungen irgendwo einsehbar? Also gibt es eine Art Katalog an dem sich der Prüfer bei der Abnahme "abarbeitet"?


    Man fragt sich da dann schon, wie die diversen Umbauten die im Netz kursieren eine Abnahme bekommen haben. Es gibt ja diverse professionelle Anbieter, die Umbau-Komponenten wie auch ganze Umbauten anbieten.

    TÜV-Abnahme nur bei denen im Haus ist klar, aber auch dieser Prüfer will ja nachts gut schlafen können. Ich nehme nicht an, dass die alle eine EMV-Prüfung gemacht haben. Ich kenne keine Preise für sowas, aber günstig ist das sicher nicht.


    Welchen Motor / Controller und welche Zellen verwendet ihr jetzt letztendlich? Ich gehe davon aus, dass ihr die Batteriemodule bzw. Packs aus einzelnen Zellen selbst fertigt?

    Es gibt ja am Markt gebrauchte Tesla Module, vom Preis her evtl. interessant, jedoch ist man mit diesen Modulen dann vom Packaging im Fahrzeug sehr eingeschränkt.

  • Es gibt Merkblätter vom TÜV, die aber gekauft werden müssen. Die EMV-Prüfung steht explizit nicht drin, sondern folgt eher aus einer allgemeinen Risikobewertung.


    Bis vor kurzem war die geltende Meinung, dass man bei einem E-Wagen Umbau darauf verzichten kann. Da hat sich der Wind aber inzwischen gedreht. Wieso weiß ich nicht genau, ich vermute, dass es mindestens einen Vorfall gab, das ist aber Spekulation, genaues weiß ich nicht. Spätestens nach dem ersten bekannten Vorfall, wird das für alle neuen Autos gefordert werden. Die kommerzielle Umbau-Szene in Deutschland ist auch sehr ruhig geworden, ggf. hat da auch noch jemand einen Prüfer, der das so macht wie früher. Ich hatte da einige Kontakte zu privaten Unbauern, aber die haben Ihre Projekte in der Regel aufgrund der EMV-Problematik aufgegeben.


    Wir verwenden einen EMRAX Motor, A123 Akkupacks mit Lithium-Eisenphospat (brennen nicht, sind aber etwas schwerer aus China, war eine sehr abenteuerliche Beschaffung) mit eigenem Batteriemanagement. Ladegerät 22 KW von Brusa, Steuergerät BAMOCAR-PG-D3-700-400-RS. Wenn du mir per PN deine E-Mail schickst, kann ich dir jede Menge Einzelheiten mailen.


    Tesla-Module sind für uns zu groß und man kommt nicht an die Doku, die man benötigt, um die umzuprogrammieren.


    Gebraucht-Beschaffungen sind zudem komplex an der Hochschule, vor allem wenn die Beträge so hoch sind. Auch bei Neuware muss man überall betteln und bitten, dass man überhaupt etwas bekommt. Letztlich waren die Chinesen und der Lieferant des EMRAX Motors (aus Slowenien) die unproblematischsten Lieferanten. Alles andere ziemlich fürchterlich, vor allem wenn man von größeren Unternehmen etwas bekommen will. Als Kunde habe ich mich da nie gefühlt, oft erst nach 6 Monaten und mehrfachem Nachhaken ein Angebot, dann doch nicht lieferfähig. Ein Unternehmen hat erst mit unserer Rechtsabteilung eine Geheimhaltung vereinbart, bevor die uns überhaupt ein Angebot geschickt haben. Letztlich konnten die dann aber gar nicht liefern. Und unsere Hochschule zahlt recht zügig und immer zuverlässig, wir sind ja in NRW eine selbstständige Organisation und nicht so gruselig wie viele Ämter und Ministerien, was die Zahlungsmoral anbelangt.


    Wenn du mal in Krefeld bist, kannst du dir das auch gerne anschauen. Wir machen das ja zur Ausbildung ohne kommerzielle Interessen.

    Seit 2.9.2015 Besitzer eines ursprünglich spanischen 924 S, der am 26.2.1987 gebaut und am 1.6.1989 erstmals in Spanien zugelassen wurde.

  • Habe übrigens in der FAZ einen Artikel gelesen, dass es einen Umbausatz für einen T1 Samba zu kaufen gibt, der sogar noch teurer ist, als die Summe, die wir für unsere Komponenten ausgeben.


    Es sieht also schon so aus, als ob das kein preiswertes Vergnügen ist, so ein Umbau.


    Hauptsächlich liegt das aus meiner Sicht an der Losgröße "eins".


    Wenn man einen Verbrennungsmotor mit Tank etc. als Einzelstück baut, wäre das sicher auch extremst teuer.


    An die Serienteile kommt man leider praktisch nicht dran. Alle Lieferanten, die an einen Autohersteller E-Wagen Komponenten liefern, dürfen die gleichen Komponenten nicht an Privatleute verkaufen. Zudem bräuchte man für die Software auch noch die gesamte Doku der Komponenten und der Software, die auf den Komponenten läuft und die rückt schon gar keiner raus.


    So ein Umbau bleibt etwas für Nerds.

    Seit 2.9.2015 Besitzer eines ursprünglich spanischen 924 S, der am 26.2.1987 gebaut und am 1.6.1989 erstmals in Spanien zugelassen wurde.

  • sind denn die Anforderungen irgendwo einsehbar? Also gibt es eine Art Katalog an dem sich der Prüfer bei der Abnahme "abarbeitet"?


    Es gibt Merkblätter vom TÜV, die aber gekauft werden müssen.

    Vor acht Jahren war es das „VdTÜV-Merkblatt Kraftfahrwesen 764 Elektrofahrzeuge“, keine Ahnung ob es da einen Nachfolger gibt.

    Frei zugänglich habe ich es aber auch noch nicht gesehen.


    Da steht dann beispielsweise drin das es eine Möglichkeit geben muß die Windschutzscheibe beschlag-/eisfrei zu halten, oder die Batterie so befestigt sein muß das sie bei einem Unfall nicht unkontrolliert durch die Gegend fliegt. Dinge also die bei einem ernsthaften Umbau eh berücksichtigt werden (sollten). Schon aus eigenen Interessen.

    Es ist aber definitiv keine Bauanleitung an der man sich entlanghangeln kann.


    Elektrisch wird auf die ECE-R100 verwiesen, die wiederum findet man im Netz.



    So ein Umbau bleibt etwas für Nerds.

    „Nerd [nɜːd] (engl. modern für „Computerfreak“; ursprünglich für „Sonderling“) ist eine Bezeichnung für an Spezialinteressen hängende Menschen mit sozialen Defiziten.“ (aus: Wikipedia) :B


    Ich will doch hoffen das es nicht sooo extrem ist.

    Aber man muß das schon wollen. :])


    Ich wünsch Euch das ihr dranbleibt und am Ende zufrieden seid.

    :thumbsup:


    Ich mach mich mal weiter auf die Suche nach neuen Batterien. Blöderweise ändern die Chinesen öfter mal die Bauform.


    Jörg

  • :thumbsup:


    Ich mach mich mal weiter auf die Suche nach neuen Batterien. Blöderweise ändern die Chinesen öfter mal die Bauform.


    Jörg

    Hatten wir auch. Wir haben in China Batterien bestellt und selbst innerhalb einer Lieferung war die Bauform nicht identisch.

    Seit 2.9.2015 Besitzer eines ursprünglich spanischen 924 S, der am 26.2.1987 gebaut und am 1.6.1989 erstmals in Spanien zugelassen wurde.

  • Aktuell sind wir als Hochschule ja von Corona sehr stark eingeschränkt. Studierende dürfen nur in Ausnahmefällen die Hochschule betreten. Seit März hat niemand mehr etwas am Auto gemacht, es wurde nur etwas an den Batteriehalterungen konstruiert.


    Ich hoffe sehr, dass wir ab Oktober wieder weiter machen können. Die Hauptkomponenten sind inzwischen alle da, eine Firma hat zugesagt, die Hochvoltverkabelung zu machen, eigentlich sieht alles gut aus.


    EMV finde ich leider nur gegen Geld, bislang waren alle Versuche, das gesponsert zu bekommen vergeblich. Aktuell gibt es ohnehin wohl viel zu wenig Kapazität für die EMV-Prüfung. Aber so weit sind wir auch noch nicht.

    Seit 2.9.2015 Besitzer eines ursprünglich spanischen 924 S, der am 26.2.1987 gebaut und am 1.6.1989 erstmals in Spanien zugelassen wurde.

  • Bin heute erst auf Euer Projekt gekommen!
    Wir haben seit ein paar Tagen einen der letzten eGolf bekommen.

    Daher kenne ich einen 1986er Porsche 924 und einen 2020er e-Auto!


    Das ist eine Super Komination!

    Ich hoffe Ihr kommt weiter!

    Gibt es auch ein paar Bilder von Eurem Projekt?

    Wo packt Ihr die Akkus hin?


    Ich drücke Euch die Daumen, dass es Ihr weiter machen könnt!