70 Jahre Porsche Sportwagen - Edition Museum

  • Für das Auto wurde die Vorderachse des VW verwendet, die allerdings durch stärkere Drehstabfedern modifiziert wurde. Die Drehstabfederung ist übrigens auch eine Porsche-Entwicklung. Die Lenkung, die über Seilzug betätigten mechanischen Simplex-Trommelbremsen, das Getriebe, die Kupplung und in Grundzügen auch der Motor stammen ebenfalls vom Volkswagen. Der Motor, das nicht synchronisierte Getriebe und die VW-Hinterachse wurden aufgrund der Mittelmotorkonzeption um 180° gedreht eingebaut. Eine Besonderheit war die Hinterradaufhängung, bei der im Fahrzeugheck ein Torsionsstab mit Führungsarmen, die zu den Radnaben reichte, angebracht war. Dies sollte verhindern, dass das Auto beispielsweise beim Bremsen ruckartig nach vorne eintauchte. Bei den nachfolgenden Modellen wurde dieses Konstrukt nicht mehr verwendet.


    Der Volkswagenmotor wurde natürlich in seiner Leistung gesteigert. Dies geschah durch größere Einlassventile, überarbeitete Einlasskanäle, einen Solex-Fallstromvergaser (später wurde auch ein zweiter montiert) und eine Verdichtungserhöhung von 5,8 : 1 auf 7,0 : 1. Die Leistung stieg somit von 24,5 auf 35 PS, mit zweitem Vergaser gar auf 40 PS. Die Ventile waren V-förmig, hängend angeordnet. Der Motor erhielt die Nr. 356-2-034969.


    Im März 1948 wurden erste Testfahrten mit dem nackten Fahrgestell (Nr. 356-001) getätigt. Als Teststrecke hatte man sich den Katschbergpass ausgesucht, der aufgrund seiner Steigung bis zu 32 Prozent berüchtigt war. Das Gewicht der Karosserie wurde durch Sandsäcke simuliert. Der Wagen bewährte sich bei den von Ferry Porsche unter anderem zusammen mit Robert Eberan von Eberhorst durchgeführten Testfahrten sowohl durch seine Fahrleistungen als auch durch sein Fahrverhalten bestens.


    Im April wurden dann der eigentliche Gitterrohrrahmen und im Mai die von Erwin Komenda entwickelte und von Karoseriebauer Friedrich Weber gefertigte Aluminiumkarosserie montiert. Friedrich Weber stellte auch die Karosserien der nachfolgend in Gmünd gebauten 356 her.


    Die Karosserie zeichnete sich durch ihre formschöne, flache und aerodynamische Form aus. Zudem war sie für das künftige Porsche-Design wegweisend: Sie hatte betonte vordere Kotflügel, runde Scheinwerfer in den Kotflügeln und in Wagenfarbe lackierte Stoßstangen. Diese Prinzipien zeichnen bis heute durch die meisten Porsche-Modelle aus. Die betonten Kotflügel hatten zudem eine Funktion: Sie sollten laut Ferry Porsche dem Fahrer die Position der Räder anzeigen und so ein bewussteres und zielgenaueres Fahren in Kurven ermöglichen. Der Wagen wog gerade einmal 585 kg.


    Der 356/1 hatte im Gegensatz zu seinen Nachfolgern noch kein Belüftungsgitter in der nach hinten aufklappbaren ursprünglich durchgängigen Motorhaube. Heute gibt es vor der Heckhaube eine abnehmbare Motorraumabdeckung. Hinter dem Motorraum war Platz für das Reserverad, die 6-Volt-Batterie sowie etwas Gepäck. Unter der Fronthaube befindet sich der 50 Liter fassende Benzintank. Die äußeren Türgriffe waren zur Verbesserung der Aerodynamik versenkt eingebaut. Die zweigeteilte, flache und rahmenlose Windschutzscheibe war abnehmbar. Die Rückleuchten wurden nur an diesem Auto verbaut. Es gab ein leichtes Notverdeck. Die originalen Radkappen wurden später durch eine andere Ausführung ersetzt.

    964 Carrera 2 Cabrio, Tiptronic, Schwarzmetallic, Modelljahr 1991
    924S (946), Indischrot, Modelljahr 1988
    924 Turbo (931), Lhasametallic, Modelljahr 1982

  • Der Innenraum war recht einfach gehalten. Ursprünglich war eine durchgehende Sitzbank mit einer konturierten Rückenlehne verbaut. Später wurde diese durch zwei Einzelsitze ersetzt. Die Türen waren innen hohl, mit einer Stoffverkleidung und einer Ziehschnur zum Öffnen ausgestattet. Diese Ziehschnur sollte auch später wieder bei besonders sportlichen Porsche-Modellen zum Einsatz kommen. Bedingt durch den Rohrrahmen waren die Einstiegsschweller recht breit. Dadurch gibt es in den Türen auch jeweils eine große Ablagefläche. Weiterhin ist dort jeweils eine kleine Kartentasche. Ursprünglich gab es an Instrumenten lediglich einen mittig vor dem Fahrer angeordneten Tachometer und eine im Handschuhfachdeckel vor dem Beifahrer befindliche Zeituhr. Es gab auch nur wenige Schalter, die heute anders angeordnet sind. Auch die Instrumente entsprechen heute nicht mehr dem Originalzustand. Ein Instrument zur Überwachung der Öltemperatur befindet sich heute links neben dem ebenfalls links angebrachten Zündschloss, vor dem Fahrer befinden sich heute links ein großer Tachometer und rechts ein gleichgroßer Drehzahlmesser mit grünen Ziffern. Die Zeituhr ist heute nicht mehr vorhanden. Insgesamt wurde auch das Armaturenbrett später modifiziert. Verbaut war ein großes Lenkrad mit der Federspeichen, welches heute in der Mitte mit einem Porschewappen versehen ist, das es seinerzeit noch gar nicht gab.


    Die Porsche Konstruktionen Ges.m.b.H Gmünd erhielt am 08. Juni 1948 von der Kärntner Landesregierung unter der Prüfnummer 4328 die Einzelgenehmigung für ihren „Sport 356/1“.und erhält dann das Kennzeichen K 45 286. Porsche war damit zum Automobilhersteller geworden.

    Am 04. Juli 1948 wird das Auto anlässlich des Schweizer Grand Prix in Bern

    erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und wurde dort vom Publikum und auch von der Presse sehr positiv aufgenommen. Eine Woche danach, am 11. Juli 1948 erringt es bei einem Innsbrucker Straßenrennen mit Ferry Porsches Cousin Herbert Kaes am Steuer einen Sieg in der Klasse bis 1.200 cm³. Somit begann auch die Tradition, dass Porsche-Sportwagen konkurrenzfähig bei Motorsportveranstaltungen eingesetzt werden können.


    Im September 1948 wird 356/1 an den Schweizer Rupprecht von Senger für 7.000 Franken verkauft, der es wiederum für 7.500 Franken an einen Schweizer Kunden veräußert. Rupprecht von Senger wird zusammen mit Bernhard Blank erster Porsche-Händler und auch Importeur für die Schweiz. Sie sind bei der Finanzierung der Produktion und der Materialbeschaffung, insbesondere Aluminium für die Nachfolgemodelle vom Typ 356/2 behilflich. Die ersten „Serien“ 356 aus Gmünd werden hauptsächlich in die Schweiz verkauft. Von Senger hatte bereits 1947 bei Porsche in Gmünd eine Studie für einen viersitzigen Personenwagen in Auftrag gegeben (Typ 352), für den ein Holzmodell entsteht, das bereits dem kommenden 356 gleicht. Zudem beauftragt und erwirbt er für 356/1 einen passenden Anhänger (Typ 354).


    Im Jahr 1953 wird 356/1 von Porsche zurückgekauft und befindet sich heute im Porsche-Museum in Zuffenhausen.


    Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Bestehen der Firma Porsche als Automobilhersteller im kalifornischen Monterey soll das Auto im August 1998 in die USA verbracht werden. Beim Verladen in ein Flugzeug stürzt es jedoch aus etlichen Metern Höhe von einer Luftfrachtpalette und wird schwer beschädigt. Das Fahrzeug wird dann in der Werkstatt von Hermann Rüttger in Eberbach aufwendig repariert und restauriert.


    Der Porsche 356/1 bleibt ein Einzelstück. Seine Nachfolger 356/2 werden auf einem Kastenrahmen und mit dem Motor im Heck gebaut, ebenso wie die 356 aus Stuttgarter Produktion.


    Doch sowohl im 550 RS 1500 Spyder und dessen Nachfolgetypen als auch im aktuellen Boxster und gar im Supersportwagen Carrera GT findet er mit seiner Auslegung als Roadster mit Mittelmotor sowohl technisch als auch durchaus formal seine Nachfolger.


    Grüße Matthias


    PS: Ich gehe davon aus, dass beim 356/1 wie auch bei seinen Gmünder Nachfolgern vom Typ 356/2 das Zündschloss original noch nicht links saß.






    Erwin Komenda, Ferry Porsche, Ferdinand Porsche



    Ferdinand Porsche mit Modell und Enkeln Ferdinand Piech und Ferdinand Alexander Porsche

    964 Carrera 2 Cabrio, Tiptronic, Schwarzmetallic, Modelljahr 1991
    924S (946), Indischrot, Modelljahr 1988
    924 Turbo (931), Lhasametallic, Modelljahr 1982

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